Ja, wo laufen sie denn? Ja, wo laufen sie denn hin???
„Es sicheln und mähen von Ost nach West
Die apokalyptischen Reiter,
Aber ob Hunger, ob Krieg, ob Pest,
Es kribbelt und wibbelt weiter.
*
So banne dein Ich in dich zurück
Und ergib dich und sei heiter;
Was liegt an dir und deinem Glück?
Es kribbelt und wibbelt weiter.“
Das sagte schon Theodor Fontane über die fleißigen Ameisen.

Und so lag es nahe, dass einem sechsjährigen Kind die kribbelten und wibbelnden Tierchen als interessantes Studienobjekt auf das Schaufelchen liefen – und sofort im roten Kunststoffeimer landeten.
Eine Ameise allein würde sich langweilen, dachte das Kind, vielleicht aber auch an Einsamkeit eingehen.

Und so begann die Verhaltensforscherin in spe erst eine, dann noch eine und schließlich eine ganze Reihe von Ameisen unterschiedlichster Herkunft zusammen in den Eimer zu sperren, denn: Ameisen krabbeln nicht aus dem Eimer – vielmehr laufen Sie – möglichst immer im Kreis an der Bodenaußenwand des Eimers. In Ermangelung von wahrnehmbaren Gegenständen – legen sie so weite Strecken zurück, unterbrochen nur von den Kämpfen gegen ihresgleichen aus fremden Gefilden, die meist tödlich ausgehen. Man sollte meinen, die kleinen Tierchen haben es den Menschen abgesehen.

Die Autorin schreibt in einer Vorbemerkung:
Die Sprache der drei Lesestücke ist fast durchweg eine leicht archaische. Bewusst kommen hier grammatikalische Formen zum Tragen, die uns heutigen Menschen zwar bekannt sind, die aber in der täglichen (Umgangs-)Sprache fast nicht mehr vorkommen. Als Beispiele seien der es-Genitiv und der e-Dativ herausgegriffen sowie Wendungen und Begriffe, die ehedem üblich waren, heute eher einen leicht altertümlichen und preziösen Stil hervorbringen, der in modernen Zeiten (im besten Falle) ungewöhnlich wirkt.
Zu dieser mit Archaismen durchsetzten Sprache kommt ein verspielter, etwas verschnörkelter Satzbau, nachgestellte Appositionen, Nebensätze, die - kaum begonnen - gleich wieder aufgebrochen werden und vielfach ein Eigenleben entwickeln. Eine bewusst so gestaltete Verbindung, die auf zeitliche Distanz hinweisen oder ironisch-pathetisch wirken mag - es liegt allein am Leser, diese Entscheidung zu treffen. Die sprachlichen Fossilien dienen außerdem als äußerliche Anzeichen dafür, dass in den Lesestücken der Irrealität Raum gewährt wurde und dass die jeweiligen Handlungsabläufe nicht geradlinig auf einen Schluss zusteuern. Ein Arrangement, das gewöhnungsbedürftig genannt werden darf,
ein Zusammenspiel, das einen gewissen Reiz bietet. Das aber auch Ansprüche an den Leser stellt.
Brigitte Stolle hat hier eine heute selten geschriebene, leider verlorengegangene Form gewählt, die sich herrlich erfrischend liest und einem die Vorstellungkraft – zurück in die Kinderzeit – leicht macht.

Ich habe mich übrigens mit großer Freude über das Buch hergemacht.
George Tenner 12.02.2007
Die apokalyptischen Reiter,
Aber ob Hunger, ob Krieg, ob Pest,
Es kribbelt und wibbelt weiter.
*
So banne dein Ich in dich zurück
Und ergib dich und sei heiter;
Was liegt an dir und deinem Glück?
Es kribbelt und wibbelt weiter.“
Das sagte schon Theodor Fontane über die fleißigen Ameisen.

Und so lag es nahe, dass einem sechsjährigen Kind die kribbelten und wibbelnden Tierchen als interessantes Studienobjekt auf das Schaufelchen liefen – und sofort im roten Kunststoffeimer landeten.
Eine Ameise allein würde sich langweilen, dachte das Kind, vielleicht aber auch an Einsamkeit eingehen.

Und so begann die Verhaltensforscherin in spe erst eine, dann noch eine und schließlich eine ganze Reihe von Ameisen unterschiedlichster Herkunft zusammen in den Eimer zu sperren, denn: Ameisen krabbeln nicht aus dem Eimer – vielmehr laufen Sie – möglichst immer im Kreis an der Bodenaußenwand des Eimers. In Ermangelung von wahrnehmbaren Gegenständen – legen sie so weite Strecken zurück, unterbrochen nur von den Kämpfen gegen ihresgleichen aus fremden Gefilden, die meist tödlich ausgehen. Man sollte meinen, die kleinen Tierchen haben es den Menschen abgesehen.

Die Autorin schreibt in einer Vorbemerkung:
Die Sprache der drei Lesestücke ist fast durchweg eine leicht archaische. Bewusst kommen hier grammatikalische Formen zum Tragen, die uns heutigen Menschen zwar bekannt sind, die aber in der täglichen (Umgangs-)Sprache fast nicht mehr vorkommen. Als Beispiele seien der es-Genitiv und der e-Dativ herausgegriffen sowie Wendungen und Begriffe, die ehedem üblich waren, heute eher einen leicht altertümlichen und preziösen Stil hervorbringen, der in modernen Zeiten (im besten Falle) ungewöhnlich wirkt.
Zu dieser mit Archaismen durchsetzten Sprache kommt ein verspielter, etwas verschnörkelter Satzbau, nachgestellte Appositionen, Nebensätze, die - kaum begonnen - gleich wieder aufgebrochen werden und vielfach ein Eigenleben entwickeln. Eine bewusst so gestaltete Verbindung, die auf zeitliche Distanz hinweisen oder ironisch-pathetisch wirken mag - es liegt allein am Leser, diese Entscheidung zu treffen. Die sprachlichen Fossilien dienen außerdem als äußerliche Anzeichen dafür, dass in den Lesestücken der Irrealität Raum gewährt wurde und dass die jeweiligen Handlungsabläufe nicht geradlinig auf einen Schluss zusteuern. Ein Arrangement, das gewöhnungsbedürftig genannt werden darf,
ein Zusammenspiel, das einen gewissen Reiz bietet. Das aber auch Ansprüche an den Leser stellt.
Brigitte Stolle hat hier eine heute selten geschriebene, leider verlorengegangene Form gewählt, die sich herrlich erfrischend liest und einem die Vorstellungkraft – zurück in die Kinderzeit – leicht macht.

Ich habe mich übrigens mit großer Freude über das Buch hergemacht.
George Tenner 12.02.2007
buchfinders ausnahme - 12. Feb, 07:05
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
herbstfrau - 12. Feb, 22:01
buchtipp..
ich werde gleich mal bei amazon.de nachschauen, danke für den tipp!
buchfinders ausnahme - 13. Feb, 16:33
Hallo Herbstfrau,
es ist eine liebe Kollegin, die da schreibt - es lohnt sich auf jeden Fall!
Gruß Buchfinder
Gruß Buchfinder
Trackback URL:
https://buchfinder.twoday-test.net/stories/3309584/modTrackback